Dehavilland D.H. 100 Vampire Mk.6

Amodel 72208 - 1/72

Vorbild: Die De Havilland Vampire gehört zusammen mit der Gloster Meteor zu der ersten Generation britischer Jagdflugzeuge mit Strahlantrieb. Die Maschine wurde in vielen Versionen in großer Stückzahl gebaut und weltweit eingesetzt.

Bausatz: Trotz der Bekanntheit des Originals erschienen von der Vampire nicht allzu viele Spritzguss-Bausätze. Im beliebten Sammlermaßstab 1/72 gibt es den sehr einfach gehaltenen FROG-Bausatz und seine Novo-Reinkarnationen, sowie den etwas jüngeren Heller-Bausatz.

Selbst die naturgemäßen Kandidaten Matchbox und Airfix hatten keine eigene Vampire im Programm. Airfix und auch Revell verpackten in den 1990ern den Hellerbausatz.

Im Vergleich von FROG zu Heller zeigte sich, dass FROG hinsichtlich allgemeiner Formtreue, die Vampire besser wiedergegeben hatte, während der Heller-Bausatz viel filigraner und detailreicher gestaltet wurde. Beide Bausätze wiesen, den damaligen Vorstellungen von einem Modellbausatz entsprechend, erhabene Oberflächendetails auf.



Jetzt hat Amodel die erste 72er Vampire in Spritzguss mit versenkten Gravuren in mehreren Versionen auf den Markt geworfen, darunter auch die einer Schweizer Mk.6.

Auf dem praktischen Stülpkarton befindet sich ein „photogeshoptes“ Bild der J-1156 über den Alpen. Warum das Fahrwerk in dieser Höhe ausgefahren wurde, sei mal dahingestellt. Unangenehmer empfinde ich aber die Tatsache, dass die dargestellte Maschine Zusatztanks trägt, die nicht im Bausatz enthalten sind.

Die Bausatzteile sind auf mehrere Rahmen verteilt und machen einen soliden Eindruck. Amodel hat sich ja in den letzten Jahren hinsichtlich der Qualität der Produktion wesentlich verbessert.

Auf einem Extrarahmen befindet sich die spitze Nase der späten Schweizer Vampire. Die ursprüngliche Nase ist aber auch im Bausatz enthalten.





Die Tragfläche zeigt die runden Endbögen der frühen Vampire. Für die clipped Wings der Mk.6 müssen diese Bögen abgeschnitten und durch mitgelieferte Endkappen ersetzt werden. Weiterhin ist die Tragfläche dafür ausgelegt, dass man die Landeklappen ausfahren und die Bremsklappen auslenken kann. Dazu müssen aber die Klappen selbst herausgetrennt werden.



Die Kleinteile sind ganz ordentlich dargestellt. Allerdings gibt es nur den normalen Sitz der Vampire. Die späten Vampire wurden aber mit einem Martin-Baker Schleudersitz nachgerüstet und die auf dem Deckelbild dargestellte Maschine zeigt auch diesen Sitz, mit dem die Vampire auch für verheiratete Schweizer Piloten geeignet gemacht wurde.

Die Blasenhaube der Vampire ist in Spritzguss nur schwierig realistisch darzustellen. Amodel hat sein bestes gegeben und die einteilige Haube sieht nicht völlig daneben aus.

Die Abziehbilder erlauben nur die Darstellung der besagten J-1156, sind aber sehr gut gedruckt und enthalten sämtliche Wartungsbeschriftungen.

Hinsichtlich der Formtreue muss sich der Bausatz natürlich einen Vergleich mit dem ca. 50 Jahre alten FROG-Bausatz gefallen lassen. Auffällig wird dabei, dass Amodel wie Heller einen viel zu geringen Öffnungswinkel der Lufteinläufe aufweist.



Ein Vergleich mit dem Deckelbild zeigt auch schnell, dass FROG das Seitenleitwerk mit Verdrängungskörper wesentlich besser getroffen hat, als Amodel. Ein Korrektur ist recht schwierig, da auch noch doppelt auszuführen.



Ein Vergleich des Rumpfquerschnitts des Modells mit einer Frontalansicht einer echten Vampire führt zu dem Schluss, dass dem Modell bauchwärts einiges an Masse fehlt. Auch ein altes Heller-Problem, dass bei FROG viel besser dargestellt wurde.

Fazit: Aus meiner Sicht hat hier Amodel eine Chance verpasst. Ein auf dem alten FROG/Novo-Bausatz aufgebauter, sauber recherchierter Bausatz wäre im Bereich des Möglichen für Amodel gewesen und hätte zu einer tollen Vampire aus der Box führen können. So hat man weiterhin die Qual der Wahl zwischen einem filigranen und detaillierten Bausatz oder einem formgetreuen.

Trotzdem finde ich es gut, dass Amodel diese Vampire-Serie herausgebracht hat, da eine Verbreiterung des Angebots die Erstellung eines Modells erheblich vereinfacht.

Bezug: Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel oder direkt bei I.B.G. Modellbau ibgmodellbau.de

Matthias Erben, Berlin August 2010