Jakowlew Jak-25K/S

Amodel 72165 - 1/72

Vorbild: Was bei Wikipedia (Wiki: Jakowlew Jak-25) nicht zu lesen ist: Die Jak-25 war das wichtigste Allwetterjagdflugzeug der Luftverteidigung der UdSSR in den späten 50er und frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Die Maschine war bei den Flugzeugführern wegen ihrer gutmütigen Flugeigenschaften sehr beliebt. Testpilot W.S. Kipelkin von Testzentrum der Sowjetischen Luftstreitkräfte beschrieb die Maschine als "selbst steuernd" und "selbst landend" und meinte, die Bedienung wäre nicht komplizierter, als das Fahren eines Traktors in einer Kolchose. Da die Zelle nur ein höchstzulässiges Lastvielfaches von 4,2 g erlaubte, galt die Jak-25 als "Opa-Flugzeug" auf dem vorzugsweise auch Piloten flogen, die kurz vor der Pensionierung standen.

Obwohl die, für die sowjetische Luftfahrtindustrie, neuartigen Axialverdichtertriebwerke oft Verdichterschaufeln einbüßten, musste nur selten zur Benutzung des Schleudersitzes gegriffen werden; auch mit einem Triebwerk konnte die Maschine gut gelandet werden. Dieses "Erlebnis" hatte jede Jak-25 Besatzung im Durchschnitt mindestens ein Mal während ihrer Dienstzeit. Der Schleudersitz erlaubte erst ab einer Höhe von 500 Metern ein Erfolg versprechendes Verlassen der Maschine.

Die Leistungsfähigkeit des Radargerätes schwankte wegen Fertigungstoleranzen von Maschine zu Maschine sehr stark. So lag die maximale Erfassungsreichweite zwischen 14 und 8 Kilometern.

Eine Jak-25 nutzte auch der damalige Chef der Luftverteidigung, der zweifache Held der Sowjetunion Jewgenij Sawitzki, Vater der zweiten Kosmonautin Swetlana Sawitzkaja, für seine Inspektionsflüge.

Es wird berichtet, dass Sawitzki mit der Jak-25 überraschend in die zu inspizierenden Bereiche eindrang und über Funk den Leitstellen den Befehl gab: "Hier Drakon (russ. Drache), fangen sie mich ab!". Drakon war Sawitzkis Rufzeichen aus dem 2. Weltkrieg, in dem er als Kommandeur eines Jagdfliegerkorps selbst über 20 Flugzeuge des Gegners abschoss.

Bausatz: Endlich hat Amodel sich dieses interessanten Flugzeugtyps angenommen. Wie nicht anders zu erwarten, wurden dabei vom Urmodellbauer die Monografie der Jak-25 aus der Ausgabe 6/97 des ukrainischen Luftfahrtmagazins Awiatsija Wremja umgesetzt. Abmessungen und Proportionen der Bausatzteile entsprechen den sehr schönen Rissen der Jak-25, die in diesem Journal abgedruckt wurden.

Die Oberflächendetails sind versenkt ausgeführt. Diese Gravuren liegen recht gut und sind sehr fein ausgeführt, allerdings nicht immer ganz gerade und von gleichmäßiger Stärke. Ein Nachziehen der Linien und Anschleifen der Oberfläche ist da empfehlenswert. Amodel hat sich aber über die Jahre hinweg hinsichtlich Abformgenauigkeit wesentlich verbessert. Die Verstärkungen um die 37mm Kanonen sind sehr schön durch eine leichte Anhebung dieser Bereiche dargestellt.

Die Tragflächenteile sind so aufgebaut, dass Vorder- und Hinterkante solide ausgeführt werden. Die Hinterkanten sind ansprechend scharfkantig und auch die Grenzschichtzäune machen einen vorbildgetreuen Eindruck. Das Höhenleitwerk ist einteilig. Dies verursacht zwar eine schwierigere Einpassung in das Seitenleitwerk, ist dafür aber stabiler und gewährleistet eine bessere geometrische Ausrichtung.



Die "Innereien" des Flugzeugs sind überzeugend und gut proportioniert wiedergeben. Alles was für ein schönes 72er Modell benötigt wird, ist vorhanden. Leider legt Amodel wie so viele Hersteller keine Pilotenfiguren bei.

Die Triebwerke sind ordentlich dimensioniert und weisen eine korrekte Taillierung auf. Allerdings ist durch die komplette Längsteilung eine saubere Verarbeitung der Lufteinläufe bei einer Montage wie sie die Bauanleitung vorschreibt kaum möglich. Hier sollte man entweder die Triebwerksvorderteile abtrennen, von innen verschleifen und dann als Kappe wieder ansetzen, oder die Lufteinlässe abdecken.



Im Jak-25K/S Bausatz von Amodel sind im Vergleich zum Bausatz der Jak-25M der gleichen Firma zusätzlich zwei Rahmen mit Raketen und Aufhängungen vorhanden.
Hier wird es problematisch. Zwar zeigen die Zeichnungen in Awiatsija Wremja verschiedene Raketenbewaffnungen und bezeichnen diese auch, aber diese harmonieren nicht mit den Beschreibungen im Text. Es sind meines Wissens auch keine Fotos der angeblich in kleiner Serie gebauten Jak-25K bekannt. Auch die nur als Testmaschine gebaute und nur in einem Dokument als Jak-25S bezeichnete Baunummer 1110 ist eigentlich vom Aussehen her nicht belegt und somit weitgehend spekulativ.

Nun muss man aber sagen, dass bei den Modellbauern in Russland und der Ukraine (nur dort?) Bomben und Raketen an Modellen wohl derartig "beliebt" sind, dass Amodel diesem Kundenwunsch wohl nachkommen wollte. In den einschlägigen russischsprachigen Internetforen habe ich jedenfalls schon Bemerkungen gelesen wie: "Was ist denn das für ein Modell eines Abfangjägers, wenn es keine Raketen hat?"

Die Kabinenhaube ist zwar relativ dick, aber doch recht klar. Eine selbstgezogene Kanzel sieht natürlich schöner aus und ist weit einfacher herzustellen, als viele Modellbauer glauben.
Der Abziehbilderbogen ist universell für alle Jak-25 Versionen von AModel und ist sehr ordentlich und versatzfrei gedruckt.

Der Größenvergleich mit einer Phantom zeigt, dass die Jak-25 doch ein recht großes Jagdflugzeug ist. Die Passung der Hauptkomponenten des Bausatzes ist durchaus gut.

Ein Fehler ist mir am Bausatz aufgefallen. Die Darstellung der Spaltverkleidung zwischen Rumpf und Tragfläche wurde vergessen (auf dem Foto mit Bleistift markiert). Da diese bei einer Jak-25 nicht so stark ausgeprägt ist, wie zum Beispiel bei einer MiG-15, lässt sich die Verkleidung durch entsprechendes Gravieren relativ leicht ergänzen.

Fazit: Ich halte den Jak-25 Bausatz von AModel für einen sehr gelungenen Bausatz und eine echte Bereicherung des Angebots.

Erhältlich sind die Bausätze von Amodel im gut sortierten Fachhandel oder direkt bei I.B.G. Modellbau ibgmodellbau.de

Matthias Erben, Berlin (März 2009)