Bombardier Challenger CL 604/605

BPK 14406 - 1/144

Vorbild: Die Bombardier Challenger 600 ist eine Familie von Geschäftsreiseflugzeugen, die von William P. Lear unter der Bezeichnung LearStar 600 für den Einsatz im Kurz- und Mittelstreckenbereich konzipiert wurde. Das Design des LearStar 600 wurde vom kanadischen Unternehmen Canadair gekauft, welches das Konzept unter dem Namen Challenger 600 verwirklichte. Auch nach der Übernahme von Canadair durch Bombardier wurde das Projekt weitergeführt und um neue Varianten ergänzt. Die Canadair Challenger 600 war die ursprüngliche Version. Als Antrieb dienten zwei Mantelstromtriebwerke ALF-502L von Avco Lycoming. Der Schub lag bei 33,6 kN je Triebwerk.

Nach der CL600 war bei der Challenger 601-1A die größte Veränderung im Antrieb zu finden. Hier wurden die anfälligen Avco-Lycoming-ALF-502L-Triebwerke durch modernere und leistungsstärkere General Electric CF-34-3A ersetzt. Der maximale Startschub stieg hierdurch um circa 20 Prozent, zudem sank der Treibstoffverbrauch deutlich. Das Triebwerk basiert auf dem bereits an der A-10 der US Air Force in gleicher Anordnung am Rumpf bewährten General Electric TF34. Zu den weiteren Neuerungen der CL-601 zählte die Einführung von Winglets, ein moderneres EFIS-Cockpit von Honeywell sowie die serienmäßige Einführung eines Zusatztanks im äußersten Heck des Flugzeugs (der dieses auch verlängerte). Hierdurch wurden die maximale Abflugmasse und die Reichweite gesteigert. Der Typ Challenger 604 ist eine Weiterentwicklung der Challenger 600 bzw. 601 für bis zu 19 Passagiere. Durch den Einbau zusätzlicher Tanks im Heck konnte die Reichweite gegenüber der CL601-3R um 819 km (im Vergleich zur CL600 sogar um 2272 km) vergrößert werden. Hierdurch wurde die Challenger zum Langstreckenflugzeug.

Die deutlichsten Veränderungen zur letzten CL601-Version (CL601-3R) wurden mit dem Einbau eines Glascockpits von Rockwell Collins vorgenommen. Zudem erhielt das Flugzeug ein deutlich verstärktes Fahrwerk mit größeren Reifen, wodurch auch die Bremsen vergrößert und verbessert werden konnten. Die Triebwerke wurden gegenüber der CL601 nochmals leicht in der Leistung gesteigert, was sich vor allem in einer besseren Start- und Steigflugleistung bemerkbar macht. Die Bombardier Challenger 605 weist im Innern einige Neuerungen auf, während Aerodynamik und Triebwerke unverändert blieben. Zu den Verbesserungen zählen insbesondere größere Fenster sowie eine neuentwickelte Avionik. Äußerlich kann man die 605 von der 604 unter anderen am geänderten Heckkonus sowie an den höher liegenden Fenstern unterscheiden.

Die Maschine in der Variante Challenger 601 war in Deutschland bei der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung von 1986 bis 2011 im Einsatz. Die Flugbereitschaft setzte die Challenger überwiegend für den politischen und parlamentarischen Bereich ein. Durch drei Rüstsätze waren auch MedEvac-Flüge möglich. Die Bundeswehr besaß sieben Maschinen dieses Typs mit den Kennzeichen 12+01 bis 12+07.

Quelle: Wikipedia

Modell: Die ukrainische Firma BPK ist ein weiterer Newcomer aus dieser Region, welcher den Markt mit Plastikbausätze in 1:144 versorgt. Bekannt wurde die Firma mit einer Boeing 737-200 in 1:72. Mit den hier vorgestellten Kit der Challenger CL604 / CL605 hat man sich den kanadischen Businessjet angenommen. Unter der Katalognummer 144005 wird auch die frühe Variante in kanadischen Diensten abgedeckt. Eine Lücke im Angebot wird allerdings nicht geschlossen, da sich ja schon Revell vor rund 14 Jahre mit dieser Maschine beschäftigt hat. Allerdings liegt die letzte Auflage auch schon ein paar Jahre zurück und dementsprechend sind die Preise bei den gängigen Plattformen auch gestiegen.

Im Stülpkarton findet der Käufer zwei Spritzrahmen in grauen Kunststoff, einen in klaren Plastik sowie vier Resinteile und einen kleinen Ätzteilebogen. Beim Rumpf folgt man gängigen Trends und spritzt diesen komplett in klaren Kunststoff ab, was das lästige und oft schwierige Einsetzen von Cockpit- und Passagierfenster dem Modellbauer erspart. Die Qualität der Ausführung ist gut bis sehr gut. Die Gravuren sind sauber und gleichmäßig und genau richtig von der Feinheit her. Durch die Fenster kann man gut sehen. Was auffällt ist, das die Fenstergröße für die Fluggäste allerdings eher 1:72 entspricht. Dieser Fehler wird durch die beiliegenden Masken aber korrigiert, denn diese haben die richtige Größe. Der Aufwand insgesamt mit den Fensterflächen dürfte sich beim Cockpit schon lohnen, da der Bausatz ein wirklich sehr umfangreiches Flightdeck bietet. Neben den Sitzen gibt es auch die Steuersäulen sowie ein Armaturenbrett, welches mit einem Abziehbild versehen wird. Auch die Sicherungen an der Trennwand zur Kabine werden mit Hilfe eines Decals dargestellt. Da fehlen eigentlich nur Gurte.

Die restlichen Teile finden sich auf den zwei in grauem Plastik gehaltenen Rahmen. Die Tragflächen entstehen dabei aus einem Unterteil, welches mit einem größeren Abschnitt des Rumpfes eine Einheit bildet sowie zwei Oberteilen. Die Hinterkante ist dabei einteilig. Die Abdeckungen des Klappenmechanismus sind einzeln an die Unterseite zu kleben, die Position sind durch Gravuren erkennbar. Komplettiert werden die Flügel dann mit den Winglets. Das Seitenleitwerk besteht aus zwei Teilen, die Hinterkante dürfte trotzdem sehr scharfkantig sein. Das Höhenleitwerk ist wiederum einteilig. Die Triebwerke, es befinden sich übrigens auch die nicht benötigten Avco Lycomings am Rahmen, entstehen aus einem Materialmix. Der Einlaufring sowie der auffällige Auslasskonus(Heißteil) sind einteilig in Resin gehalten und von ausgezeichneter Qualität. Dabei nutzt BPK sehr gut den Vorteil, den Resin beim Abgießen solcher Formen mit Hinterscheidungen bietet. Das Mittelteil entsteht aus Plastik. Aufpassen muss der Modellbauer allerdings auf die richtige Position der Lüftungsöffnungen im Heißteilkonus. Hier muss man Referenzbilder aus dem Netz bzw. Literatur zur Hilfe ziehen.

Des Weiteren sind je nach gewähltem Vorbild die verschiedenen Heckabschlüsse des Rumpfes vorhanden. Auf unterschiedliche große Räder hat man verzichtet, ich denke der Unterschied ist eh nicht erkennbar. Die Teile für das Fahrwerk sind sehr fein gemacht, ich möchte hier insbesondere die Felgen hervorheben. Die flossenförmigen Antennen sind alternativ hier aus Plastik vorhanden oder kommen von dem beiliegenden Ätzteilebogen. Dieser bildet mit den feinen geätzten Metallteilen das I-Tüpfelchen des Modells, da so feine Teile nicht in Plastik machbar sind. Neben den erwähnten Antennen wir auch das Fahrwerk aufgewährtet. Dazu sind die Klappen vorhanden sowie die Abdichtstücke(sieht aus wie die Borsten von einem Besen) für die Hauptfahrwerksräder, da das Original freiliegende Räder hat. Auch der Auslass der APU wird durch ein Ätzteil gebildet.

Die Bauanleitung ist in Heftform in A5 gehalten und auf hochwertigem Papier gedruckt. Der Bau besteht aus 13 Schritten und ist an sich klar erkennbar. Wie schon oben geschrieben sollte man sich aber für die Position einiger feiner Teile Bilder von Vorbildern anschauen. Die Bemalung und Position der Abziehbilder ist farbig dargestellt, die Farbangaben scheinen sich auf das Programm von Gunze zu beziehen. Explizit ist das nämlich nicht erwähnt. Die Farbangaben für Details wie Cockpit und Fahrwerk fehlen leider komplett, hier muss man auch auf die Recherche im Netz zurückgreifen.

Der Decalbogen erlaubt die Dekorierung von vier Maschinen:

  1. Challenger CL-605, A7-CEA der Qatar Executive,
  2. Challenger CL-604, A37-002 der Royal Australian Air Force,
  3. Challenger CL-604, 02 der US Coast Guard,
  4. Challenger CL-604, HB-JRC der Swiss Air Ambulance / REG.

Die Decals sind glänzend und sehr gut gedruckt. Die Auflösung ist auch sehr fein, wie man z.B. an dem Wappen der US Coast Guard erkennen kann. Das rote und blaue Rumpfband bei dieser Maschine muss allerdings lackiert werden, was sicherlich trotz vorhandener Masken eine Herausforderung stellt. Ansonsten sind auch viele Wartungshinweise vorhanden. Die Freunde der Decalfenster werden nicht bedient.

Fazit: Obwohl es sich nicht um den ersten Bausatz dieses kanadischen Businessjets handelt, hat er doch eine Daseinsberechtigung, da erstens der bisherige Bausatz von Revell schwer erhältlich ist und auch übertrumpft wird. Allerdings sollte schon Erfahrung im Modellbau aufgrund der Anforderungen im Umgang mit Sekundenkleber durch den Materialmix und der feinen Teile vorhanden sein. Auch die nötige Recherche spielt dabei hinein. Aber der Bausatz bietet hier im Kasten betrachtet alle Vorrausetzungen, ein tolles Modell entstehen zu lassen.

In Deutschland werden Amodel-Bausätze für Händler über Glow2B vertrieben.

Sebastian Adolf, Gaimersheim (August 2018)