BAC TSR.2

Great Wall Hobby L1003 - 1/144

Vorbild: Die Geschichte der TSR. 2 beginnt mit der Ausschreibung GOR.339, die auf ein überschallschnelles Flugzeug als Ersatz für die Canberra abzielte und 1957 definiert wurde. Bei Vickers-Supermarine und English Electric begannen Entwurfsarbeiten. Diese wurden dann 1958 zusammengeführt. Gleichzeitig wurden die neuen Olympus-Triebwerke entwickelt. Optimiert wurde die TSR. 2 als konventionell- und nuklear bewaffnetes Tiefangriffsflugzeug. Die Abwurfwaffen sollten an vier Unterflügelstationen und im Schacht transportiert werden. Ebenso wurde an einer Verwendung als Aufklärungsflugzeug gearbeitet.



Am 27. September 1964 hatte die TSR. 2 ihren Erstflug. Am 22. Februar flog die Maschine erstmals mit Überschallgeschwindigkeit. Für das Projekt kam am 6. April 1965 das Aus durch die Labour-Regierung. Überlebt haben die nachfolgende Verschrottungsaktion nur die flugbereite XR220 (2. Prototyp - jetzt in Cosford Aerospace Museum - Walk Around hier) und die XR222 (in Duxford). Insgesamt waren bei der Einstellung des Programms weitere fünf Maschinen (außer XR220) in fortgeschrittenen Stadien der Fertigstellung. Bis auf die XR222 wurden alle verschrottet. Als Ersatz für die nichtvorhandene TSR. 2 sollte die F-111K beschafft werden, wozu es aus unterschiedlichen Gründen nicht kam. Immerhin bildeten die Triebwerke den Grundstock für die Concorde-Entwicklung.

Bausatz: Nach der Avro Vulcan bringt Great Wall Hobby-GWH hier nun in einer weiteren Kooperation mit Pit-Road die BAC TSR.2 im Maßstab 1/144 auf den (deutschen) Markt. Der Bausatz befindet sich in einem stabilen und attraktiven Stülpkarton. Nach dem Öffnen erblickt man die auf einen Karton befestigten Spritzrahmen A, dadurch sehr sorgfältig gegen Transportschäden geschützt sind. Die anderen Spritzrahmen befinden sich unter eine Art Innenschachtel. Das kann man als vorbildliche Verpackung bezeichnen.

Nach meiner Zählung sind es 80 Teile, welche in weißen Kunststoff abgespritzt wurden sowie fünf in klaren Plastik sowie zwei schwarze für den Ständer. Der Rumpf ist zweiteilig in einer Ober- und Unterschale ausgeführt. Die Oberflächen sind zeitgemäß mit feinen Gravuren detailliert, optional kann man die beiden Paare der Luftbremsklappen in geöffneter Stellung montieren. Das Cockpit ist eher einfach gehalten, zur Ausstattung des Kits gehören auch zwei Pilotenfiguren. Decals zur Darstellung der Instrumentenbretter gibt nicht. Durch die eher kleine Verglasung ist später bestimmt aber auch nicht soviel erkennbar.

Der Bombenschacht lässt ebenfalls geschlossen oder geöffnet bauen, eine (Atom)Bombe oder eine Abdeckung aus Stoff, sowie sie die Testflugzeuge trugen, ist im Bausatz enthalten. Die Fahrwerksschächte sind ebenfalls sehr detailliert, die Struktur des Originales wird sehr gut wiedergegeben. Die Tragflächen werden wie heute üblich aus einem Ober- und Unterteil zusammengefügt. Diese werden dann mit den jeweils einteiligen Klappen an der Hinterkannte komplettiert. Somit ergibt sich eine schöne scharfe Hinterkannte. Die drei Stabilisierungsflächen sind ebenfalls in der gleichen Machart hergestellt und erzielen damit das gleiche Ergebnis.

Das massive Fahrwerk gefällt durch eine tolle und feine Darstellung, im fertigen Zustand sollte es fein aussehen und dem Original entsprechen. Alternativ kann man das Modell auch auf einen Ständer stellen. Die Klarsichtteile verdienen ihren Namen und die Hauben lassen sich in beiden Zuständen wahlweise montieren. Der Bausatz enthält auch einen Spritzrahmen C mit Raketen sowie einen anderen Bauch(Zusatztank), ähnlich der English Eletric Lightning. Damit lassen sich entsprechende Einsatzvarianten bauen, welche aber unter die Kategorie „What If“ fallen.

Die Bauanleitung ist in A4 Größe gedruckt und führt in 15 Schritten zum fertigen Modell. Dies in einer verständlichen und übersichtlichen Art und Weise. Bei meinem Bausatz waren allerdings die Hinweise bei einzelnen Schritten und Optionen in Chinesisch geschrieben. Der erfahrene Modellbauer hat damit aber sicherlich keine Probleme. Im Internet fand ich einen Tipp, dass man die beiden Luftansaugschächte A4 und A5 zuerst an den Rumpf kleben sollte und nicht die Tragflächen, da dies zu Passproblemen führt. Die Bemalungs- und Abziehbilderanleitung ist farbig auf einer DIN A4 Seite dargestellt. Farbangaben beziehen sich auf das System von Gunze GSI Creos. Der kleine Decalbogen ist matt gedruckt und erlaubt den Bau der drei Prototypen XR219, XR220 und XR222.

Fazit: Nach der Vulcan bringt GWH nun eine weitere Ikonen des Britischen Flugzeugbaus im Maßstab 1/144 auf den Markt. Auch diese ist sehr gut umgesetzt, sodass viel Freude beim Bau und am fertigen Modell zu erwarten ist. Hoffentlich wird diese Serie in Zukunft fortgesetzt. Dem etwas versierteren Modellbauer ist dieser Kit sehr zu empfehlen.

Erhältlich sind die Bausätze von GWH in Deutschland bei Glow2b

Sebastian Adolf, Gaimersheim (Februar 2014)