Blohm und Voss BV 141

Hobby Boss 81728 - 1/48

Historie: Die Blohm & Voss BV 141 war ein Aufklärungsflugzeug des deutschen Herstellers Blohm & Voss, der zur Zeit des Entstehens des Flugzeugs noch die Firmenbezeichnung Hamburger Flugzeugbau führte. Deshalb war die ursprüngliche Bezeichnung Ha 141. Es wurde insbesondere durch seinen asymmetrischen Aufbau bekannt. 1937 gab das Reichsluftfahrtministerium eine Anforderung für ein einmotoriges Aufklärungsflugzeug heraus, das der Besatzung von zwei bis drei Mann beste Sicht nach allen Seiten und ebenso gute Verteidigungsmöglichkeit bieten sollte. Arado reichte dazu seinen Entwurf Arado Ar 198 ein, der aber beim Technischen Amt keinen Anklang fand. Focke-Wulf erarbeitete als Alternative die zweimotorige Focke-Wulf Fw 189 aus, während Wehrwirtschaftsführer Richard Vogt, Chefkonstrukteur der Blohm & Voss-Flugzeugwerke, das ganze Flugzeug auf der Grundlage seiner Patente von 1935 asymmetrisch konstruierte, indem er die Besatzung in einem eigenen, noch ziemlich schmalen Rumpf auf dem Tragflügel rechts des Motor- und Leitwerksträgers unterbrachte.

Diese Kabine wurde im Laufe der Entwicklung erheblich verbreitert und großzügig verglast, so dass die Forderung nach bestmöglicher Sicht weitgehend erfüllt war. Sonst war die Ha 141 ein normaler Ganzmetalltiefdecker mit einem nach außen in den Flügel einzuziehenden Fahrwerk bzw. einem nur halb im Leitwerksträger verschwindenden Spornrad, das eingezogen als Notsporn dienen konnte. Der erste Prototyp (Wnr. 172, Kennzeichen D-ORJE) startete mit dem Chefpiloten Helmut Wasa Rodig am 25. Februar 1938 zu seinem Erstflug. Das Flugzeug flog mit der Musterbezeichnung Ha 141-0, wurde aber kurze Zeit später aus abrechnungstechnischen Gründen in BV 141 V2 umbenannt.

Die Erfahrungen mit den ersten V-Flugzeugen V1 – V8 führten ab Januar 1939 zu einem völlig neuen Entwurf, der die Bezeichnung BV 141 B bekam. Den Antrieb lieferte nun der wesentlich stärkere BMW 801, mit dem sich die Leistungen erheblich verbesserten. Das bereits an der V2 erprobte Höhenleitwerk war nun ebenfalls asymmetrisch. Von dieser Ausführung wurden noch 18 Stück gebaut und wie die vorangegangenen A-Flugzeuge verwendet. Einzelne kamen auch zu Frontverbänden. Das Reichsluftfahrtministerium hatte sich aber inzwischen auf die Fw 189 als Aufklärer festgelegt.

Im Frühjahr 1941 führte die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) interne inoffizielle Probeflüge mit verschiedenen Versuchsmustern der BV 141 in Rechlin durch. Sie beauftragte u.a. einen ihrer besten Erprobungspiloten, Erich Klöckner, mit dem Unternehmen. Wie schon andere Flugzeugführer war auch Klöckner von den exzellenten Flugeigenschaften der Maschine überzeugt. Er führte sogar Überschläge durch, welche die BV 141 anstandslos bewältigte. Bemängelt wurden die Leistungskraft der Motoren sowie Probleme mit der Hydraulik, die sich während der gesamten Erprobung nicht abstellen ließen. Aufgrund von Hydraulikproblemen am Fahrwerk kam es mit dem Versuchsmuster 4 sogar zu einer Bruchlandung. Weitere Schwierigkeiten gab es mit Querruder und Motor. Diese ließen sich aber beheben.

Am Versuchsmuster 12 wurden Beschussversuche mit den beiden starren MGs MG 17 gemacht. Dabei stellte man fest, dass die Läufe dieser Waffen zu kurz waren und so giftige Pulverdämpfe in die Kanzel eindringen konnten. Da nach der abgeschlossenen Erprobung schon die Fw 189 die Rolle der Bv 141 übernommen hatte, wurden die Maschinen bei Schulungsverbänden und als Versuchsträger für verschiedene Aufgaben "aufgebraucht". Da diese Einsätze sich fast alle im Osten abspielten hält sich hartnäckig das Gerücht eines "Einsatzes" an der Ostfront. Mindestens drei Maschinen waren bei Kriegsende noch vorhanden. Alliierte Truppen beschlagnahmten im Mai 1945 im Werk Wenzendorf von Blohm & Voss zwei bereits beschädigte BV 141 (unter anderem Kennung GK+GH).
(Quelle Wikipedia)

Der Bausatz: Hobby Boss legt mit seiner BV 141 endlich ein Mainstream-Modell dieses Exoten im Quartescale vor. Laut meinen Recherchen existiert nur noch ein 48er Bausatz von Historic Plastic Models, über dessen Qualität ich nichts sagen kann.

Der Kit kommt in einem stabilen Stülp-Karton mit attraktivem Deckelbild auf den Basteltisch, randvoll gefüllt mit 7 Spritzrahmen, die insgesamt 100 mittelgraue und 9 klare Teile beinhalten, verpackt in 7 einzelne Klarsichtbeutel. Die Glasteile wurden zusätzlich gepolstert, um Transportschäden zu vermeiden - vorbildlich! Die Bauanleitung enthält wie bei Hobby Boss gewohnt einen Teileplan und die Montageanleitung mittels leicht verständlichen Piktogrammen. Alle Teile sind sauber und ohne Gussgrate und Auswerfermarkierungen am falschen Platz gespritzt.

An den Oberflügeln und dem Höhenleitwerk gibt es Schlieren im Plastik und leichte Sinkstellen über den Fahrwerksschächten, die aber nach der Lackierung vermutlich nicht mehr ins Auge fallen werden. Das Plastikmaterial ist wie bei diesem Hersteller üblich etwas rau an der Oberfläche, was aber durchaus günstig für den Farbauftrag sein kann. Die Oberflächendetails sind fein versenkt wiedergegeben, auf die gefürchteten Nietenorgien hat man diesmal zum Glück verzichtet. Die Ruderflächen sind aber leider stark übertrieben gerippt dargestellt, hier muss unbedingt nachgearbeitet werden. Höhenleitwerk und –ruder sind aus einem Stück, die Hinterkanten der Flügel sind ebenfalls ausreichend scharfkantig. Die Ruder sind leider nicht separat dargestellt.

Die Glasteile sind dünn und klar, ohne optische Verzerrungen gegossen. Sehr gut finde ich, dass der gesamte Oberrumpf und die vordere untere Rumpfpartie jeweils in einem Stück aus Klarsichtmaterial gegossen sind, was Problemen beim Einsetzten der Verglasungen vorbeugt. Beim Abkleben der zahlreichen Fenster wäre sicher vorgestanzte Maskierfolie hilfreich. Der Besatzungsraum ist mit zahlreichen Ausrüstungsgegenständen und feinen Details sehr gut wiedergegeben, es fehlen nur die Anschnallgurte.

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Das Instrumentenbrett und die Schaltbretter sind mit plastischen Details versehen, es gibt aber zusätzlich Decals für die Instrumente. Ob sich diese ausreichend der Oberfläche anpassen oder ob man lieber zu Farbe und Pinsel greifen sollte, bleibt abzuwarten. Notfalls kann man die Teile auch vor der Decalapplikation planschleifen. Das Fahrwerk hat einteilige Räder mit etwas übertrieben wirkendem Profil aber gut detaillierten Felgen. Die Fahrwerkschächte sind realistisch tief dargestellt und die Fahrwerksklappen sind auch innen fein strukturiert. Der Motor besteht aus zwei etwas schmalbrüstig wirkenden Zylinderringen und dem Schaufelrad, der Propeller ist einteilig plus Spinner. Die Motorhaube besteht aus zwei Hälften, die nach hinten von einer Rückplatte mit den Auspuffrohren verschlossen wird.Für die Besatzung gibt es noch eine Einstiegsleiter. Was ich vermisse, ist eine offen darzustellende Einstiegsluke, um das Modell lebendiger wirken zu lassen. Nur die Abdeckung für den C-Stand gibt es separat. Auf allen mir bekannten Aufnahmen war dieser allerdings verschlossen.

Decals liegen für zwei Maschinen bei: einmal die BV 141 B-1, Werk-Nr. 0210018; Kennung: GK+GH in RLM 02 über RLM 65 (s. Historie!) und die BV 141 B-02 (V10) Werk-Nr. 0210002; Kennung: NC+R in Splittertarnung RLM 71/RLM 02 über RLM 65 mit weißer Markierung „02 V10“ an der Kabine. Die Decals sind auf hellblauem Papier sauber und versatzfrei mit nur geringem Rand gedruckt und machen einen guten Eindruck. Wartungshinweise fehlen leider. Die Bemalungshinweise liegen wie immer bei HobbyBoss auf einem Hochglanz-Extrablatt in Farbe bei, die Farbhinweise beziehen sich auf die Sortimente von Gunze, Vallejo, Model-Master, Tamiya und Humbrol.

 

Fazit: Irgendjemand schrieb mal, dass er als Junge lange Zeit gedacht habe, die BV 141 wäre ein wichtiges deutsches Einsatzflugzeug gewesen, weil Airfix sie als Kit herausgebracht hatte. Mir ging es ähnlich und auch ich habe sie damals gebaut, weil ich sie einfach toll fand. Und jetzt ist es Hobby Boss zu verdanken, dass wir einen solchen Exoten im besten aller Flugzeugmaßstäbe bauen können! Die Spannweite des Kits stimmt auf den Millimeter, die Länge scheint ebenfalls zu stimmen, ist aber wegen des komplexen Aufbaus von Rumpf und Motor erst nach der Montage genau zu beurteilen (ich habe einfach die Teile abgemessen und die Ergebnisse addiert). Bis auf das Problem mit den Ruderflächen macht alles auf mich einen sehr guten Eindruck. Besonders der Besatzungsraum, von dem wegen der großzügigen Verglasung nach dem Zusammenbau genug zu sehen sein dürfte ist opulent ausgestattet. Trotzdem werden die Zubehörfirmen hier sicher noch zuschlagen. Die Auswahl an Bemalungsvarianten empfinde ich angesichts der wenigen gebauten Exemplare als ausreichend. Aufgrund der relativ hohen Teilezahl und des komplexen Aufbaus würde ich den Bausatz eher jemandem mit etwas Erfahrung empfehlen.

Sehr empfehlenswert!

Literatur:

Utz Schißau (Berlin, August 2014)