Avia S-199

Kovozavody Prostejov KPM 0010 - 1/72

Zum Vorbild: Nach Kriegsende 1945 baute die tschechische Firma Avia aus vorhandenem Material weiter Maschinen des Baumusters Bf 109G-14 unter der Typenbezeichnung C-10, später: Avia S-99, um den dringensten Bedarf der neuen tschechischen Luftpolizei und Luftwaffe auszustatten. Kurz nach Beginn der Bauserie wurden aber im August 1945 nahezu alle vorrätigen Motoren des Typs DB605AM, die in einem Lagerhaus gelagert waren, zerstört, so dass man nach Alternativen suchen oder die Fertigung einstellen musste. Da Motoren des Typs Jumo 211F in genügender Stückzahl im Gebiet der nunmehr gegründeten Tschechoslowakei vorrätig waren, gingen die Ingenieure von Avia daran, eine neue Frontpartie an die Bf 109G anzubauen, die nunmehr den Jumo 211F aufnehmen konnte. Die neue Baureihe erhielt die Bezeichnung S-199, die zweisitzige Trainerversion die Bezeichnung CS-199 und wurde ab 1947 in Serie produziert.

Bis zur Einstellung der Fertigung 1949 baute Avia rund 550 dieser Maschinen, die - so die Quellen - sehr schwierig zu fliegen war. Während der Bauzeit wurden die Avia S-199 verschiedenen Modifikationen unterzogen, darunter Änderung der Cockpitkanzel und des Kühlers. 1957 stellten die tschechische Luftwaffe die letzten S-199 außer Dienst.

Hier eine späte S-199 mit vergrößerter Schiebehaube in tschechischen Diensten:


Quelle: Wikipedia

WWP brachte vor Jahren ein sehr gutes "Walk Around" dieses Typs heraus. Zwischenzeitlich ist auch ein hervorragend illustriertes, zweibändiges Werk auf tschechisch mit englischen Zusammenfassungen zu diesem Typ erschienen, Preis je ca. 50,- EUR.

 

Heute existieren noch drei S-199/CS-199: Eine S-199 im Museum der IDF, sowie je eine S-199 und CS-199 im Luftfahrtmuseum Kbely bei Prag, letztere beiden hervorragend restauriert.

Hier zur Abwechslung die CS-199, die S-199 dahinter ist leider nicht als Ganzes zu photographieren.


(Bild: Michael Hase, Nürnberg)

Zum Modell: Obschon dieser Typ an sich im Original ein sehr kurz gebaute und sehr seltene Baureihe war, gab es schon seit den 60er Jahren Bausätze der S-199. Zunächst baute KP aus der damaligen Tschechoslowakei die Baumuster S-199 und CS-199 - auch im damaligen "Westen" gesuchte Kits -, da diese damals die besten Grundbausätze für späte Bf 109-Varianten waren. Vort ca. 5-6 Jahren stellte dann AML ebenfalls eine S-199 vor, die aber auf Grund ihrer Qualität und des Preises nie eine wirkliche Konkurrenz des "uralten" KP-Modelles war. Die KP S-199 kam unter verschiedenen Labels immer wieder mal über die Jahrzehnte auf den Markt, zuletzt bei Kopro. KORA hatte das Modell als Resinbausatz im Programm, die Qualität kenne ich aber nicht.

2013 übernahm Petr Muzikant, Inhaber der tschechischen Firma AZ-Models die Marke "KP" und präsentierte nunmehr die S-199. Anfängliche Befürchtungen, dass es sich bei diesem Bausatz wiederum um ein "Re-Boxing" handeln würde, bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht, es ist eine komplette Neuentwicklung auf Basis der Bf 109-Serie aus dem Hause AZ

In der für AZ-Modelle typischen seitlich zu öffnenden Schachtel befinden sich sauber in Folie verpackt drei graue Spritzlinge mit insgesamt 99 in stabilem, harten Kunststoff gespritzte Bauteilen und ein transparenter Spritzling mit Kabinenverglasung, dazu eine sehr übersichtliche, mehrfarbige Bauanleitung. Ein kleiner, aber sehr gut gefertigter Abziehbilderbogen rundet den Bausatz ab, aus dem der Bau folgender drei Maschinen ermöglicht wird:

  1. S-199.7 A-784
  2. S-199.461 (EX-59) Pilsen 1951-53
  3. S-199.500 (SO-60) Pilsen 1952

Farbangaben sind in Humbrol- oder Agama-Farbtönen zutreffend wiedergegeben. Die Schachtelrückseite mit zwei der baubaren Versionen:

Der Bauplan mit der dritten Version:

Rißzeichnungen - viele der Teile dienen als Ersatzteile für andere Versionen der Bf109:

Die Decals:

Der "Einheitsspritzling aus der AZ BF109-Serie - man beachte das "Innenleben" der Fahrwerksschächte, Flaps und diverse Varianten der Steuerflächen und Seitenruder:

Dasselbe von der anderen Seite:

Flügel, Propeller, Räder - ebenfalls aus dem AZ-Sortiment:

Dto. von der anderen Seite:

Und hier der neue Spritzling - Rumpf und Propeller:

In den Rumpfhälften ist die Inneneinrichtung bereits nachgebildet:

Detail: Motorhaube neu:

Die Verglasung:

Hier noch die Unterschiede der beiden Verglasungvarianten:

Links die modernere tschechische Schiebehaube, rechts die ursprüngliche Version, wie sie auch nach Israel geliefert wurde. (Je nach Bausatz ist aber nur eine der Kanzelversionen enthalten)

Fazit: Auch hier ein sauber recherchiertes Modell mit eine Fülle an Vorbildvarianten der ehemaligen tschechischen Luftwaffe.

Michael Hase, Nürnberg