Mikojan Gurjewitsch MiG-25 P

Revell 04589 - 1/48

Der Bausatz der MiG-25 ist nun schon einige Zeit wieder auf dem Markt. Eigentlich wollte ich gleich einen kompletten Baubericht d'raus machen, aber da die "after-market"-Teile auf sich warten lassen, gibts hier erst einmal einen First Look.

Vorbild:
Zunächst jedoch einiges zum Flugzeug. Die MiG-25 ist eine Entwicklung aus den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Ursachen für das Entstehen eines so extremen Flugzeugs sind Objekt propagandistischer bzw. ideologischer Weltsicht. Im amerikanisch beeinflußten Gebiet herrscht die Sichtweise, das Flugzeug sei als Reaktion auf die XB-71 Valkyrie entstanden, vor. Dieser Schnellstbomber war offensichtlich eine Sackgasse und kam nie zum Einsatz. Als eine Art Rechtfertigung für die immensen Kosten passt hier sehr gut das Argument, den Gegner zu einer teuren Jagdflugzeug-Neuentwicklung gezwungen zu haben. Im sowjetische Raum wird von der Entwicklung aufgrund der Einflüge von Spionageflügzeugen in das Gebiet des Warschauer Vertrages und der Unfähigkeit der damaligen Jagdflugzeuge diese abzufangen (wegen Höhenvorteilen und der kurzen Zeit die nach der Erfassung zum Abfangen zur Verfügung steht vgl. hierzu Fliegerrevue extra Ausgabe 4).

Wie dem auch sei, das Konstruktionsbüro MiG entwarf auf Grundlage eines Regierungsauftrages vom Februar 1961, der die Erstellung eines Jagd- und eines Aufklärungsflugzeuges vorsah, die Prototypen Je-155 R (Aufklärer) und Je-155 P (Jäger), welche beide 1964 erstmals flogen. Die Erprobung war bis anfang 1970 abgeschlossen und die MiG-25 ging in Serienproduktion, welche bis 1983 lief. Im Gegensatz zu den USA, die bei ihrem A-12/SR-71/.. - Programm dem bei hohen Geschwindigkeiten auftretenden Hitzeproblemen mit High-Tech in Form von Legierungen mit Titan begegneten, verfolgte man bei MiG einen Low-Tech-Ansatz, indem ca 80% der Kostruktion aus Stahl bestehen, zu weiteren technischen Einzelheiten verweise ich auf das Aerofax Heft (1). Die Bewaffnung besteht aus 4 R-40 Raketen, wobei meistens eine Mischung aus 2 IR- und 2 radargelenkten (R-40 T bzw R) Flugkörpern mitgeführt wurde. Später wurde zur Verbesserung der Kurzstreckenkampfkraft auch eine Beladung mit 2 R-40 und 4 R-60 vorgenommen. Wahrscheinlich war aber einem Nahkampf das "Verreisen" unter Ausnutzung des Geschwindigkeitsvorteils vorzuziehen.

Eigentlich nicht für den Export vorgesehen, brachte die Desertation von Viktor Belenko am 6.September 1976 nach Japan den Westen in die unerwartete Gelegenheit, die MiG-25 P ausgibig zu studieren und dann zelegt zurückzugeben. Damit war die UdSSR gezwungen eine verbesserte Version (MiG-25 PD) für die Heimatverteidigung zu schaffen und konnte gleichzeitig auch eine abgespeckte Baureihe an verbündete Staaten abgeben. Diese Änderungen umfassten neben der bereits erwähnten Alternativbewaffnung auch die Möglichkeit der Mitnahme eines zentralen Zusatztanks, welcher aufgrund des großen Durstes der beiden Triebwerke auch dringend nötig war.

Nutznießer der neue Exportmöglichkeit waren Algerien, Irak, Lybien und Syrien. Einige Maschinen waren auch im Sudan zu sehen, aber hierbei handelt es sich wohl um ein mit einheimischen Markierungen versehenes lybisches Kontingent (vgl. http://www.acig.org und African Migs von Tom Cooper). Bei diesen Staaten erfolgten auch die wenigen wirklich scharfen Einsätze dieses Flugzeugtyps. So soll Syrien einen Luftsieg gegen eine israelische F-15 erzielt haben.
Auch der Irak setzte dieses Flugzeug erfolgreich gegen seine Widersacher ein. Bekannt sind einige Abschüsse im 1. Golfkrieg (Iran-Irak) (vgl. z.B. Osprey Combat Aircraft Heft 44 Seite 82). Der Verlust der F-18 C (VFA-81, AA 403, BuNo. 163484) mit Scott Speicher als Piloten in der Nacht vom 16. zum 17. Januar 1991 wird ebenfalls einer MiG-25 zugesprochen. Außerdem gelang einer MiG-25 noch der Abschuß einer Aufklärungs-Drohne im Dezember 2002, zumindestens wird dies als Grund für den dareauffolgenden Vergeltungsschlag angegeben. Im Zeitraum zwischen den beiden amerikanisch-irakischen Golf-Kriegen gab es weitere kleine Scharmützel durch (angebliche?) irakische Einflüge in die Flugverbotszonen bei denen jedoch offensichtlich keine Ergebnisse erzielt wurden. Beispielsweise wird davon berichtet, dass zwei irakische MiG-25 den beiden auf sie abgefeuerten Raketen durch "gasgeben" entkamen. Mit ca. 3000 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die MiG nicht gerade langsam. Außerdem hält die MiG-25 noch heute einige Rekorde. Darunter den absoluten Höhenweltrekord für Düsenflugzeuge mit 37.650 m oder den Rekord für die schnellste Steigleistung auf 30.000 m mit sagenhaften 3 Minuten und 10 Sekunden.

Zum Modell
Wie schon erwähnt soll mein Modell gesupert werden. Dazu ist es notwendig verschiedene Punkte zu beachten. Paul Cotcher hat dazu bei Hyperscale mehrfach Ausführungen gemacht. Da er als Sachverständiger auf diesem Gebiet gilt, werde ich im wesentlichen seine Hinweise wiedergeben. Folgende Teile sollte man - im Falle eines "Supern-wollens"- durch Zubehörteile ersetzen bzw. In Eigeninitiative verbessern: Cockpit, Räder, Fahrwerksschächte, Schubdüsen und Raketen. Leider sind bisher nur wenige Teile erhältlich, jedoch hat sich Herr Cotcher dahingehend geäußert, dass zmindestens von einem Hersteller Zubehörteile zu erwarten sind (wohl NeOmega oder Victory Productions), Räder gibt's von Eqipage, obwohl diese in Deutschland eher schwer zu bekommen sind. Sehr gute R-40 (Raketen) werden von NeOmega produziert. Diese sind im Augenblick aber leider vergriffen (sicher nicht für lange Zeit). Nun zu den Änderungen (nach Paul Cotcher):

  1. Die Flügel sind zu breit in der Flügeltiefe. Es müssen etwas mehr als 6mm aus der Mitte entfernt werden. Dazu werden die Verkleidungen and den Flügelenden (siehe 2.) und die Grenzschichtzäune entfernt und anschließend der Flügel glattgeschliffen. Da die Flügelhinterkante nahezu perfekt mit den Plänen übereinstimmt, wird diese beim nun folgenden Messen anhand der Zeichnungen als Referenz genommen. Der ermittelte Überhang wird aus der Mitte des Flügels herausgetrennt. Jetzt verstärkungen einkleben, zusammenfügen, spachteln schleifen und gravieren. --- An dieser Stelle ein Hinweis der auch für die weiteren Änderugen essentiell ist: gute Zeichnungen! Die Besten sollen sich in Mir Aviazii Heft 3/98 befinden. (Leider konnte ich selbst dieses Heft noch nicht ergattern, also wenn jemand eins übrig hat oder Kopien machen kann: Bitte mit mir in Kontakt treten!)--
  2. Die Flügelendverkleidungen sind zu groß und falsch proportioniert. Sie werden durch Rundmaterial (Evergreen, Plastruct o.ä.) der richtigen Stärke ersetzt (Zeichnungen!) und um einige selbstgefertigte Kleinteilen ergänzt.
  3. Hier führt Paul C. an, das die MiG-25 eine 3fache Pfeilung der Flügelvorderkante habe und nicht eine einfache wie bei Revell. Ich kann dies auf den Fotos nicht wiederfinden, habe aber die Zeichnungen nicht. Entweder liegt hier eine Verwechslung vor oder dies kaum wahrnehmbar.
  4. Nach dem Neugravieren, welches ohnehin nötig ist, da die Gravuren von Revell falsch sind, da die Formen wohl anhand der Fotos von Belenkos Maschine entstanden, müssen natürlich die Grenzschichtzäune und einige Details wieder angebracht werden. Hierzu sollte anhand der Zeichnungen wieder das Programm der Plastikprofilhersteller konsultiert werden.
  5. Die Höhenleitwerke sind etwa 40% in allen Dimensionen zu groß. Am einfachsten ist es wohl, eine ensprechend dicke (bzw. dünne) Plastikplatte auf Form zu schneiden und dann die Kanten dünner zu schleifen.
  6. Die Höhenleitwerke sind etwa 4,5 mm zu hoch. Glücklicherweise kann man dies direkt aus der Basis entfernen. Die Leitwerksvorderkante und der untere Teil der Hinterkante habe bereits die richtige Form, also ist nur eine geringe Anpassung erforderlich.
  7. Das Profil der Lufteinläufe ist nicht ganz korrekt. Dies wird auch schon beim Vergleich mit Fotos deutlich. Der Winkel der äußeren Wand ist in den oberen 2/3 richtig, aber das untere Drittel muss wesentlich flacher nach hinten auslaufen. Diese Korrektur erfordert auch entsprechende Anpassungen des Einlaufbodens.
  8. Die innere Wand sollte eben sein und nicht gekrümmt. Sie hat auch ein komplett anderes Profil als die Außenwand. Eine Neuanfertigung aus Plastikplatten ist aber recht einfach.
  9. Es ist keine Innendetaillierung für die Einläufe vorhanden. Diese sollte ergänzt werden, da sie recht auffällg ist.
  10. Der Vorderrumpf ist eigentlich leicht tailliert, dies zu korrigieren dürfte jedoch sehr schwierig sein. Vielleicht kann man etwas schummeln indem man einen langen schmalenKeil heraustrennt...









Zum Glück ist der Hinterrumpf gut dimensioniert, so dass man hier "nur" die Gravuren anbringen muss. Bitte nur nach den Zeichnungen Arbeiten, da Revell, wie schon erwähnt, bei der Produktion der Formen in diesem Punkt kreativ sein musste.

Alles in allem sind dies Änderungen, die dem fortgeschrittenen Modellbauer sicher keine Probleme bereiten. Die bereits gebauten (nicht veränderten) Modelle, die man in der Modellbaupresse bzw. im Internet finden kann, belegen jedoch, dass man auch ohne "AMS" (Advanced Modellers Syndrom) ein schönes Modell auf die Fahrwerke stellen kann und trotzdem eine MiG-25 erkennbar ist. Wie weit der Einzelne den Masochismus treibt bleibt jedem selbst überlassen. Ich werde mir das sicher mal antun (es sei denn, Trumpeter bringt vorher ein ansprechendes Modell heraus).

Bemalungen:

Ich werde wohl eine irakische Maschine bauen, aber wer gern aus dem Kasten baut findet reichhaltiges Material für

  1. eine russische MiG-25 PD, "Rote 49" mit Haifischmaul, Tula Airbase 1990
  2. eine ukrainische MiG-25 PD, "Rote 65" 146. Jagdfliegerregiment, Wasilkiw Airbase 1993
  3. eine lybische MiG-25 PD, "schwarze 7029" Okba Ben Nafi Airbase 1986

Fazit: Revell ist für die Wiederauflage der MiG-25 zu danken. Denn nach wie vor ist sie die einzige auf dem Markt und jetzt endlich auch wieder erschwinglich!

Steffen Arndt

Literaturtipps:

Aerofax: MiG-25 Foxbat/ MiG-31 Foxhound; Gordon, Yefim; ISBN 185 780 064 8
Mir Aviazii 3/98