Schnellboot Gepard Klasse 143A

Revell 05005 - 1/144

Da über diesen Schiffstyp alle technischen Informationen im WWW abrufbar sind, möchte ich mich an dieser Stelle auf das Modell und baurelevante Aspekte konzentrieren.

Die äußerlichen Unterschiede der Albatross-Klasse 143 zur Klasse Gepard-Klasse 143A umschließen:

  1. Wegfall der Torpedo-Rohre achtern
  2. Wegfall der 76mm Kanone achtern und Einbau des RAM-Werfers
  3. Durch Umrüstung der ELOKA-Ausrüstung bedingte Änderung der Mast- und Antennenanlage
  4. Leicht geänderte Deckaufbauten, z.B. Details im Bereich unterhalb der Brücke
  5. Türenanordnung seitlich des Maschinenraums
  6. Zusätzliches Fenster Mittschiffs auf Höhe des Radoms (auch manche Boote der Klasse 143 hatten dieses)
  7. Geänderte Schwallschildkonstruktion auf dem Oberdeck, vor der 76mm Kanone
  8. Anzahl der Außenbordverschlüsse an der Rumpfoberseite und Materialverstärkung am Außenrumpf im Bereich der Aufstiegshilfen (auch späte Klasse 143 Boote hatten dies)

Der Bausatz:
Inhalt:

  1. 2 Rumpfschalen
  2. 2 große Spritzlinge (Teilezahl insgesamt: 148)
  3. 1 Decalbogen, Markierungen für
  4. 1 Buntgedruckter Zettel mit Seebeflaggung
  5. 1 Klarsichtsheet für die Fenster

Der Bausatz der Gepard-Klasse 143A wurde von Revell Deutschland Mitte der 90er Jahre zeitgleich mit der Albatross-Klasse 143 neu entwickelt. Beide Bausätze basieren auf identischen Teilen wie dem Rumpf und das Vordeck, wobei die Albatross-Klasse im Jahr 1996 zuerst auf den Markt kam. Die Gepard-Klasse wurde im Katalog im Jahre 1997 erstmals angeboten (Copyright auf den Spritzlingen ist 1996). Auffällig ist die modulare Auslegung der Spritzlinge, der etwas ältere fast identische Bausatz der Albatross Reihe Klasse 143 liegt mir leider nicht vor, ist jedoch bis auf den Spritzling mit den für die Baureihe spezifischen Bauteile identisch.

Die Form ist wie bei fast allen Entwicklungen von Revell zweiteilig, d.h. komplizierte geometrische Formen mit hohem Detailgrad, wie bei den aktuellen Dragon oder Trumpeter Bausätzen (die z.T. aus mehrteiligen Formen hergestellt werden) sind nicht enthalten, dennoch kann der Detailgrad mit heutigen Bausätzen gut mithalten. Das Oberdeck ist zweigeteilt, wobei die für die modernere Gepard-Bauweise benötigten Teile wie Antennenanlage, RAM-Werfer, hinteres Deck und Aufbauten auf einem Spritzling angeordnet sind.

Der Bausatz wurde gegen Ende der 90er Jahre aus dem Programm genommen und für eine gewisse Zeit (bis Sommer 2009) nicht mehr produziert. Dies erklärt auch die zum Teil horrend hohen Preise auf Ebay, die gerade den Klasse-143 S-Booten den Status einer begehrten Rarität gaben.

Die Detaillierung ist hervorragend bis sehr gut und stellt die beste Kombination aus erhabenen Details und versenkten Gravuren dar. Neben der gut detaillierten Bewaffnung wie den feingerippten Exocet-Startern und der 76mm OTO-Melara Schiffskanone hat es Revell nicht versäumt kleine Gimmicks beizulegen, so hängt im Mastbaum neben den Rettungsmitteln ein lebensgoßer Dummy zur Seenotrettungs-Ausbildung.

Für den Bau einer Diorama-Szene legt Revell zusätzlich typische Fender bei, die beim Anlegen des Schiffs zwischen Kaimauer und Schiffskörper ausgelegt werden. Das Modell wirkt von seiner Formgebung her sehr stimmig, alle wichtigen Eigenarten wie die Aufbauten mit dem sehr charakteristischen Radom oder der Geschützturm sind sehr detailgetreu wiedergegeben. Die Reling wird von manchen Modellbauern als besonders fein gepriesen, Puristen werden sich jedoch damit nicht mehr zufrieden geben (siehe Kritikpunkte).

Um ein Waterline-Modell zu bauen ist etwas Eigeninitiative gefragt, der Rumpf ist recht massiv und es gibt für den Modellbauer keine Hilfslinien zum Schnitt des Rumpfes. Der überwiegende Teil der Modellbauer wird vermutlich das S-Boot als Vollrumpf-Modell bauen und den beiliegenden Sockel verwenden, um der schnittigen Bauweise der Klasse 143A mehr Ausdruck zu verleihen.

Kommen wir nun zu den kritischen Punkten, durch die modulare Auslegung des Bausatzes schleichen sich auch bei Revell kleine Fehler ein.

Dieses Bild zeigt ein Schiff der Albatross-Klasse der frühen Ausführung, erkennbar an den 5 Außenbordverschlüssen


Quelle: s61-albatros.de (abgerufen am 12.08.2009)

Dies ist ein Bild der späteren Albatross-Klasse aber mit bereits 6 Verschlüssen


Quelle: forum-schiff.de (abgerufen am 12.08.2009)

Alle Schiffe der Klasse-Gepard Klasse 143A müssten demnach 6 Verschlüsse zeigen wie hier:


P6121 Quelle: Wikipedia (abgerufen am 12.08.2009)

Es fehlt also ein Detail am Bug, dies müsste vom Modellbauer nachgebessert werden.

Modellbauer, die am AMS-Fieber (Advanced Modeller Syndrome) leiden, werden sicherlich an der Reling und an der fehlenden Kabelage der Exocet-Starter etwas auszusetzen haben. Auch fehlen die kastenförmigen Feuerlöschbehälter Mittschiffs, diese aus Sheet-Styrene nachzubauen sollte kein Problem sein. Die offene Brücke kann nach Belieben weiter detailliert werden und bietet Spielraum für eigene Verbesserungen.

In den Internetquellen ist ein lesenswerter Baubericht von Doug Hallet der mit viel Liebe zum Detail ein gesupertes Modell abliefert. Seine Verbesserungen sind u.a.: Ersatz der Reling durch Draht und Ätzteile, Verwendung von feinmaschiger Gaze im Brückenbereich, Anti-Rutschplatten, Anbringung diverser Handläufe und Verkabelung der Exocet-Starter und vieles mehr.

Fazit: Dass Revell dieses wunderschöne Modell im für den Marine-Modellbau exotischen Maßstab 1:144 noch einmal aufgelegt hat, lässt das Herz nicht nur in den Marine-Kameradschaften höher schlagen. Der Preis hält sich Revell typisch im Rahmen von etwa 15 Euro. Wer weiß, wie lange es das Modell im Sortiment gibt, bzw. wie lange es danach wieder dauert, bis es wieder aufgelegt wird. Daher eine eindeutige Kaufempfehlung.

Wie wäre es zum Beispiel mit einer Charles F.-Adams Klasse, z.B. der "Lütjens" im Maßstab 1:350, liebes Revell-Team?

Zubehör: Durch die lange Abwesenheit des Modells im Markt gibt es derzeit keine Ätzteile oder Drehteile für die Gepard-Klasse. Möglicherweise bemüht sich aber der in der Tschechischen Republik ansässige Ätzteilhersteller Eduard um einen Satz.

Literatur:

Internet:

Till Huber, Berlin (August 2009)