Focke-Wulf Fw 200 C-4 Condor

Trumpeter - 1/48

Vorbild: Wie fast alle größeren Flugzeuge der Luftwaffe begann die Fw 200 ihre Laufbahn als ziviles Passagier- und Transportflugzeug. Für militärische Zwecke umgebaut, bewährte sie sich im zweiten Weltkrieg als Seefernaufklärer. In dieser Eigenschaft arbeitete sie mit U-Booten zusammen und bildete mit diesen eine wirksame Kampfgemeinschaft.

Der Prototyp des zivilen Verkehrsflugzeuges Fw 200 absolvierte 1937 seinen Erstflug, und die anschließenden Probeflüge waren so überzeugend, dass die Lufthansa sofort die erste Serie in Auftrag gab. So folgten einige Fw 200A und die erste größere Serienversion, die Fw 200B.

Die Arbeit an der Umkonstruktion zum Bomber begann 1939 auf Ersuchen der an einem solchen Projekt interessierten japanischen Armee-Luftwaffe. Diese Version hatte stärkere Triebwerke und erhielt die Bezeichnung Fw 200C; der Krieg war jedoch vor Fertigstellung der ersten Maschine ausgebrochen, und das Projekt wurde sofort von der deutschen Luftwaffe für den Einsatz als Seefernaufklärer aufgegriffen. In der Zwischenzeit wurden die zivilen Fw 200B und die wenigen 0-Serienmaschinen der C-Reihe als Transportmaschinen in den Truppendienst geholt. Die Serienfertigung wurde bis Anfang 1944 mit den Nachfolgemustern C-1, -2, -3, -4, -6 und -8 fortgesetzt, von allen Varianten wurden zusammen 263 Condor gebaut.

Einige Condor wurden für Transporteinsätze oder als Reisemaschinen für hochrangiges Militär und insbesondere auch Hitler genutzt (siehe Literaturquellen unten). Eine geplante Entwicklung mit größerer Spannweite und V-Motoren größerer Leistung kam über das Entwurfsstadium nicht hinaus. (Quelle: in Anlehnung an Wikipedia.org).

Doch nicht nur bewaffnete Aufklärung gehörten zum Spektrum dieses deutschen 4mots. Es wurde z.B. auch vom KG 200 eingesetzt (eine Maschine wurde ohne Kennzeichen auf Rhodos erbeutet) oder von anderen Einheiten zu Sondereinsätzen herangezogen. Diese Einsätze sind jedoch aufgrund ihrer geheimen Natur nur schwer nachzuvollziehen und wer sich für den Einsatz der Condor interessiert hat es ohnehin schwer, da es über das KG 40, welches wohl den Hauptanteil der Condor Einsätze flog, keine Literatur gibt. Verweisen möchte ich auf den Artikel „Unternehmen Schatzgräber“ von Karl Kössler, der eine interessante Episode der Besatzung Stahnke (EL) beschreibt. Hans-Werner Neulen beschreibt in dem Artikel „Der Fliegende Bayer“ das Fliegerleben des Rudolf „Miesi“ Mayr (RK), das über einen längeren Zeitraum mit der Fw 200 verknüpft ist.

Auch zum Flugzeug selbst ist die Literatur nicht gerade zahlreich. Das Werk Nowarras ist schon etwas älter und krankt wohl auch etwas am Text. Das Zeichnungsheft von Trojka ist mit Fotos schwacher Auflösung durchsetzt und was die Qualität der Zeichnungen betrifft, ist zumindest Vorsicht angesagt – z.B. Außenflügel s.u. (Dank an Andreas Beck für den Hinweis). Die beiden spanischen Hefte von Quirón Ediciones sollen recht gut sein, ich konnte sie bisher jedoch nicht bekommen.

Modell: Endlich ist der Bausatz dieses Riesenvogels erschienen. Seit er vor gut sechs Monaten von TRUMPETER angekündigt wurde, warte ich sehnsüchtig auf dieses Modell und das Warten hat sich gelohnt! Natürlich stellt ein Modell dieser Größe extreme Anforderungen an den Formenbau und die Spritztechnik. Um es vorweg zu nehmen, TRUMPETER hat ein gutes Modell produziert, jedoch kein Spitzenprodukt.

Die grau gespritzten Kunststoffteile sind spritzrahmenweise in klare Plastikfolie verpackt und somit gut gegen gegenseitiges Zerkratzen geschützt. Die Rumpfhälften sind in einer Kartonumverpackung gesichert. Außer den noch zu beschreibenden Fehlern fallen die gratlos gespritzten Teile recht positiv auf. Es gibt einige Schlieren, die entstehen, wenn die Masse erkaltet bevor die Form ganz ausgespritzt ist. Dies ist aber bei der Größe der Teile nicht weiter verwunderlich und durch eine Schicht Grundierung leicht zu verdecken (wer mit Emailfarben arbeitet kann wohl sogar darauf verzichten).



Besondere Probleme bereiten wohl die riesigen, einteiligen Rumpfhälften. Hier sind deutliche horizontale Formtrennlinien auf und unter dem Rumpf, sowie vertikal vor der Tür (auf der anderen Rumpfhälfte analog) zu erkennen. Das Seitenleitwerk sieht auch irgendwie seltsam aus, einen Vergleich konnte ich bisher nur mit den Trojka Zeichnungen machen, hier beginnt die Ruderfläche ca. 3mm zu weit hinten und die Leitwerksvorderkante ist zu steil. Die Leitwerkswurzel ist in etwa richtig, aber der Bogen beginnt etwa 3-4mm zu weit vorn. Ich hoffe die Fotos vermitteln einen Eindruck des Problems. Allerdings bin ich mir noch nicht schlüssig, ob ich hier eine Änderung vornehme.



Unklar ist mir bisher auch wie korrekt diese Zeichnungen sind. Jedenfalls sind die an sich stoffbespannten Außenflügel sowohl am Modell, als auch in der Zeichnung mit Nieten versehen. Als letztes Problemfeld muss noch die Darstellung der Steuerflächen genannt werden. Diese z.T. ebenfalls stoffbespannten Teile verfügen über Strukturen, die jeder real vorstellbaren Grundlage entbehren und zwei waren bei mir möglicherweise nicht voll ausgespritzt (siehe drittes Bild).





Bemalungsvarianten: Dem Bausatz liegen Abziehbilder für 2 Flugzeuge bei.
  1. Fw 200C-4, F8+CS, 8./KG 40, 1943
  2. Fw 200C-4, F8+AA, 8./KG 40, 1943
Bei der F8+AA dürfte es sich um die Kommodoremaschine, also Stab/KG 40 handeln. Kommodore war bis 08/1943 Oberst Martin Vetter und ab 09/1943 Oberst Rupprecht Heyn (Quelle: http://www.ww2.dk/air/kampf/kg40.htm )

Ich möchte trotz meiner Kritik noch einmal betonen, dass TRUMPETER ein wirklich guter Bausatz gelungen ist! Die Inneneinrichtung ist umfangreich mit Kabinendetails und Tanks. Bei einer ersten Probemontage passte der Spant hinterm Cockpit zwar nicht in die Rumpfkontur, aber das sieht man am fertigen Modell wohl kaum. Noch ist mir nicht ganz klar ob TRUMPETER einen Flügelholm vorsieht, ich halte es aber auf jeden Fall für sinnvoll einen solchen aus steifem Material einzufügen, um die Stabilität dieser Konstruktion zu gewährleisten.

Fazit: Guter Bausatz mit kleinen Schwächen. Der empfohlene Preis liegt bei etwa 80 Euro, man kann das Modell aber auch günstiger bekommen. In diesem Fall: Zugreifen!!

Achtung: Im Baubericht treten wesentlich mehr Fehler zu Tage!!!

Steffen Arndt, Schwerin

Quellen:
„Hitlers Reisemaschinen Fw 200 Condor“; Luftfahrt International Bd.3 S.1229: (Text mit Fotos und Werkzeichnungen); antiquarisch
„Funkmeß-Schiffsuchgeräte an dt. Flugzeugen“; Luftfahrt International Bd.7 Seite 2925, 3137, 3181; antiquarisch
„Unternehmen Schatzgräber“ Karl Kössler; Luftfahrt International Heft 5-6/1981
„Der fliegende Bayer“; Hans-Werner Neulen; Flugzeug classic Heft 6 und 7-8/2002
Focke-Wulf Fw 200 Condor; Heinz J. Nowarra; Bernad&Graefe Koblenz 1988; ISBN 3763758550
Im Detail: Focke Wulf „Fw 200“; Waldemar Trojka; vdm Heinz Nickel Zweibrücken 2005; ISBN 392548096x