Messerschmitt Bf 109 F-4

Zvezda 4806 - 1/48

Zum Vorbild: Die Auslieferung der Bf 109F-4 begann schon kurz nach der Zuteilung der Bf 109F-2 zu den Frontverbänden. Insgesamt wurden etwa 1840 F-4 gebaut (lt. Quelle Stand 1993). Die ersten Flugzeuge unterschieden sich äußerlich nur wenig von den Bf 109F-2. Der DB 601 wurde durch einen der Baureihe DB 601E ersetzt, der sich trotz Leistungssteigerung mit dem niederoktanigen B4 (87) Treibstoff zufrieden gab – gegenüber dem C3 mit 100 Oktan in der F-2 Reihe. Die Unterscheidung kann also nur anhand des Oktandreiecks erfolgen.

Ein weiterer innerer Unterschied war der Einbau des MG 151/20 gegen über dem 151/15 in der Bf 109F-2. Die F-4 erhielt mehrheitlich die kreisrunden Ausschnitte für den Fahrwerkschacht. Aber auch hier gab es Ausnahmen. Ein ganzes Los (Bf 109F-4/Z) wurde mit GM-1 Anlage ausgeliefert. Äußerlich waren diese durch den tieferen Ölkühler unter dem Motor zu erkennen. Eine größere Anzahl von Maschinen wurden mit deutlich breiteren Propellerblättern ausgestattet.

Im Laufe der Serienfertigung wurde ein größerer Ladereinlauf verbaut. Für den Einsatz in Nordafrika wurden einige Bf 109F-4 mit Tropenausstattung versehen, die sich äußerlich hauptsächlich durch den Sandabscheider vor dem großen Ladereinlauf erkennen läßt, mal abgesehen von der Tarnung. Die Äußeren Versteifungen am Heck wurden bei der F-4 nur in den ersten Losen verbaut, später erfolgte diese Strukturverstärkung innen. Die zusätzliche Panzerglasscheibe wurde öfter bei der F-4 als der F-2 verwandt, dies ist aber kein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal.

Ich habe mich hier für einen Auszug aus „Messerschmitt Bf 109 F, G K Serien“ von Jochen Prien und Peter Rodeike entschieden. Das Buch stammt zwar bereits aus dem Jahr 1993 gefällt mir von der Aufmachung her aber immer noch sehr gut. Einige der enthaltenen Informationen sind inzwischen durch neuere Forschungen überholt bzw. präzisiert. Ergänzend ist auf jeden Fall das Buch von Lynn Ritger „The Messerschmitt Bf 109 Part 2 F to K Variants“ zu empfehlen. Das kürzlich erschienene Buch von Harald Helmut Vogt „Messerschmitt Bf 109 Einsatzmaschinen“ habe ich mir noch nicht geleistet. Die Vollmundigkeit mit der es angekündigt wurde, macht mich aber eher nachdenklich als zum Kauf zu ermutigen. Sicher wird es aber Eingang in meine kleine Bibliothek finden.

Bausatz: Mehr als zwei Jahre nach erscheinen der Bf 109F-2 bringt Zvezda nun die Hauptvariante der Baureihe Bf 109F in die Läden. Bis zum nächsten 48er Modell brauchen wir zum Glück nicht ganz so lange warten, den die Jak-3 steht schon in den Startlöchern. Aber zurück zur Hundertneun. Andreas Beck hat damals für die F-2 eine ausführliche Einschätzung geschrieben, deren Lektüre sicher wieder interessant ist.

Der aktuelle Bausatz befindet sich in einem komplett geschlossenen Pappkarton, auf den der bunte Deckel mit Bild gestülpt ist. Hier muss man erst mal schauen wie dieser Karton zu öffnen ist... jedenfalls schützt dieser die Teile auch nach Baubeginn sehr gut! Innen finden sich die beiden großen Spritzlinge mit dem Rumpf und den oberen Tragflächen sowie diversen Kleinteilen wie bei der Bf 109 F-2. Die Tragflächenoberseiten haben allerdings jetzt die für die spätere Variante typischen Gravuren. Ebenfalls identisch ist der Gussast mit dem Motor und dem schlanken Propeller.

Ein mit der Bf 109F-2 fast identischer, neuer Spritzling enthält jetzt die unteren Tragflächenhälften mit kreisrunden Öffnungen. Ganz neu ist ein Gießrahmen diversen Merkmalen der Baureihe Bf 109 F-4, wie zum Beispiel tiefer Ölkühler, großer Ladereinlauf, breite Propellerblätter, Heck ohne Versteifungen, eine neue rechte Motorverkleidung (offen und geschlossen) und so weiter. Weiterhin Abwurfwaffen nebst Träger und ein Abwurftank ebenfalls einschließlich Träger und angepasstem Blech für die Tragfläche. Wie schon gesagt lohnt ein Blick in Andreas' Review und natürlich sollte man sein Vorbild genau recherchieren, denn solch eine Vielfalt an Optionen für die genauen Reproduktion des Originals eröffnen auch die Möglichkeit für Baufehler...

Die Teile sind sehr schön detailliert! Zvezda hat sich entschieden die große Detailfülle durch eine größere Anzahl von Teilen darzustellen. Ich persönlich begrüße dies, es macht den Bau aber auch etwas komplexer! Im Cockpit kann man z.B. gut 20 Teile verbauen mit oder ohne Piloten. Es gibt nur wenig Grat an den Teilen, aber ein wenig muss man die Teile - wie bei allen Spritzgussbausätzen - schon versäubern.

Die Bauanleitung ist größer als bei der F-2 es gibt aber mit den Bewaffnungsvarianten auch mehr Optionen. Daher bleibt sie leider ein wenig unübersichtlich, aber nicht schlecht. Farbangaben sind für fast alle Teile vorhanden.

Leider liegen nur zwei Bemalungsvarianten bei und diese sind für das selben Flugzeug von Olt. Max-Hellmuth Ostermann einmal vor dem 10. Mai 1942 in Wintertarnung und einmal danach in Jägertarnung RLM 74/75. Insbesondere die Wintertarnung ist sehr seltsam, da es nur eine Seitenansicht links und die Draufsicht gibt. Das LiF befasst sich aber ausführlich mit einer Maschine Ostermanns nach einer Bauchlandung.

Die Abziehbilder enthalten viele Wartungshinweise, Leider sind die Gruppen-Welle, die Ziffer 1 und das Grünherz leicht verdruckt. An Abziehbildern für die Messerschmitt Bf 109F mangelt es aber zum Glück nicht so dass man hier eher die Qual der Wahl als ein Problem hat.

Fazit: Endlich ist auch die Bf 109F-4 von Zvezda erhältlich. Dieses Modell ist zweifellos die Beste Repräsentation des Originals in 1/48. Empfehlenswert!

Steffen Arndt, Barsinghausen (November 2012)

Messerschmitt Bf 109 F/G/K Series: An Illustrated Study
Jochen Prien, Peter Rodeike
Schiffer Publ. 1993
ISBN: 0887404243
The Messerschmitt Bf 109
Part 2 F to K Variants
Lynn Ritger
SAM Publications 2007
ISBN: 978-0-9551858-1-6
Messerschmitt Bf 109 Einsatzmaschinen
Das Nachschlagwerk
Harald Helmut Vogt
VDM Heinz Nickel 2012