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Potez 621

Smer Umbau aus der Potez 54 - 1/72

So "Pott-häßlich" der Bomber Potez 54 war, so elegant zeigte sich die zivile Potez 62, hier mit Hispano-Suiza Motoren als "Type 621", obwohl die Flächen, Ruder und Motorengondeln nahezu identisch sind und selbst der Rumpf in den Grunddimensionen recht ähnlich ist, allerdings nun in Metall. Das Geheimnis ist der aerodynamisch vollendet geformte Bug mit der eingestrakten Cockpit-Verglasung, die auch heutigem Formempfinden wohl noch entspricht.

Mitte der Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts kam es zum Wandel zum Ganzmetall-Flugzeug auch für den zivilen Bereich. Die Potez 62 ist eine Vertreterin der ersten Konstruktionen dieser Art in Frankreich, wobei nicht wirklich alles in Metall ausgeführt ist. Ab 1935 ist dieser Typ im Einsatz in Frankreich und vor allem auch in Nordafrika, dem mittleren Osten, meist für die Air France - ein wichtiger, wenn auch bei uns weniger bekannter Wegbereiter der zivilen Luftfahrt.

Der Umbau umfasst ganz entscheidend den Rumpf. Aus Sheet können die entsprechenden Seitenteile gemäß dem Riss geschnitten werden. Ich habe es vorgezogen, die Seitenwände der 54 zu kannibalisieren, denn da sind die Anschlüsse der Flächen schon dran. Vor den Flächen wird alles neu: Der Bereich innerhalb der im Original blau lackierten Struktur ist eben und mit Längsstringern versehen, der weiße Teil formt sich dann zum runden Bug. So habe ich den Cockpitboden an die Seiten des Rumpfes angepasst und mit einem Schott eingesetzt. Armaturenbrett und Nase werden als eigenes Teil gefertigt, und zwar auf Basis von Spanten.

Sitze, Steuer, Pedale, Hebel und Instrumente entstehen mit Hilfe von Reheat Ätzteilen: Die Fenster sind großzügig geschnitten, da wird vieles sichtbar. Alle ebenen Rumpfteile werden als Einzelteil fertig lackiert, dann die Fenster in die Seiten eingesetzt. Der vorgeformte Bug wird auf den Boden aufgeschoben, mit Papiermaschee aufgefüllt und überspachtelt. Dann wird der Bug schließlich passend angeschliffen, nachdem die Seitenteile zum Schutz vorher mit Tamiya Band abgeklebt waren.

Ein wenig "Manschetten" habe ich vor dem Dach, das im Bereich des Cockpits seitlich in einer Wölbung in die Verglasung übergeht. Ein Hilfsrahmen auf dem Schott zur Kabine soll das Dach stützen und den Anschlag für die Frontscheibe bilden.

Das Dach ist aus dünnem Sheet geschnitten und wird in den verformten Bereichen über den Seitenscheiben des Cockpits ausgeschnitten, sodass es mit den Längsstrebendes Hilfsrahmens abschließt. Die fehlenden Ecken werden jetzt entsprechend eingepasst. Klingt kompliziert, ist aber überraschend zügig fertig geworden. Der Rumpf mit der eingebauten Bestuhlung wird jetzt fertig lackiert. Daß die Ausstattung und viele Details heftig falsch sind, wird erst viel später klar...

Die Verglasung des Cockpits wird vereinfacht dadurch, dass uns sphärisch verformte Gläser völlig erspart bleiben. Aus klarem Sheet-Material sind die entsprechenden Scheiben geschnitten: Erst werden die rechteckigen Scheiben in die lackierten Seitenwände, dann die abgewinkelten Übergänge zur Frontscheibe, diese dann zuletzt in den fertiggestellten Rumpf eingesetzt. Das alles ist stumpf mit Humbrol Clearfix geklebt, eine Strebe ist nicht nötig.

Der übrige Zusammenbau erfolgt wie für den Basiskit der Potez 54 vorgesehen, nur die Verspannung zwischen den Streben Fläche - Motor darf nicht vergessen werden: jetzt ist es noch einfach, vor allem, wenn elastisches Nähgarn verwendet wird. Ja und dann die Auspuffanlage: hier tut jeweils eine 12er Nadel einer Einwegspritze gute Dienste; sie zeigt durch Anlauffarben nach (vorheriger!) Behandlung mit der Lötlampe auch den richtigen Farbton.

Abtrennen der Ruderflächen und Befestigung in einem kleinen Winkel bringt Leben ins Modell und sollte eigentlich zum Standard werden.

Die Lackierung wurde im Wesentlichen bereits an allen Einzelteilen oder in Baugruppen fertiggestellt. Benötigt werden nur die Töne Weiß, Blau und Silber und eine wenig Schwarz, für die Inneneinrichtung kommt noch Lederbraun und hellblau hinzu. Die Motorengondeln sind nach Öffnen der verschiedenen Belüftungshutzen und er Einlässe in der Frontabdeckung wieder mit meinem bevorzugten Verfahren lackiert: Die Alu-Polierfarbe von Testors macht zwar eine erhebliche Sauerei, ist aber im Ton und vor allem im Bereich von Kanten und Erhebungen unerreicht echt: schließlich ist das ja wirklich echtes Aluminium, das von hell bis dunkel angelaufen mit einer kleinen Schwabbelscheibe anpoliert je nach Druck und Richtung hauchdünn das Plastikteil umgibt. Es korrodiert sogar im Laufe der Zeit!

Sicher wichtig für den Gesamteindruck sind die üblichen Kleinigkeiten: Beim Bausatz fehlen die Positionslichter - Alu-Röhrchen und Clearfix helfen. Die Landelichter werden in die Flächen eingebaut und statt mit den Klarsichtteilen aus dem Kit werden die Öffnung mit Tesafilm verschlossen. Die Räder sind im Kit totlangweilig - von True Details gibt es toll gemachte Räder für die C-47 oder DC-3, und die haben die gleichen Durchmesser, lediglich die Breite muss korrigiert werden. Ich habe die Räder der Länge nach durchgesägt und wieder zusammen geklebt - passt.

Schließlich gab es noch eine aerodynamische Verkleidung vor dem Spornrad, die ich aus Magic Sculp gefertigt habe. Übrigens immer wieder eine Freude, dieses Material: Formen und mit nassen Fingern oder Instrumenten anpassen, Schleifen entfällt! Dann sollten noch die ebenfalls im Smer-Kit nicht enthaltenen senkrechten Streben zwischen Fläche und Motorgondel eingefügt werden.

Schwieriger wird es mit den Decals: Dank Freund Adel Makhlouf geht das Drucken ja ganz gut, aber nicht in Weiß, obwohl das teilweise nötig wäre. So helfen wir uns mit einer Kombinationen aus Lackieren und Schiebebildern. Erspart habe ich mir - und Euch! - noch den Namenszug "Héron", der in gelber Kursivschrift unter dem Air France Logo leuchtete: vielleicht lerne ich so was auch noch.

Zuletzt die Antennen: Nachdem sich mein Projekt bis zu meinem belgischen Modellbaukollegen Paul Guillaume herumgesprochen hatte, ging der im Museumsladen in Le Bourget auf Suche und fand das schlaue Buch zum Thema: Pierre Dumollard hat in der Document'air no.2 unter dem Titel "Potez Types 62 et 65" alles beschrieben, gezeichnet und fotografisch dargestellt, was man sich nur wünschen kann.

Gatow 2007 war allerdings früher: da fehlte die "Takelage" und es hat hoffentlich nicht zu viele Interessierte gestört. Zu den ganz dicken Fehlern, die ich vorher beim Bau des Modells - durch falsche oder ungenügende Dokumentation verleitet - gemacht habe, bekenne ich mich schuldig. Sieht aber doch trotzdem nett aus, oder? Wenn jetzt noch ein paar Fluggäste dazu kommen, Koffer und Personal, dann kann dieser schicke Flieger das Flair der mutigen Airlines und Passagiere der 30iger Jahre bestimmt gut rüberbringen.

Quellen

Christian Breuning (November 2007)
Interessengemeinschaft Plastikmodellbau 1984