IPMS Hauptseite
Zurück

Noch kein Golden Oldie - North-American B-25 J Mitchell

Revell - 1/48

Das Vorbild: Die B-25 Mitchell war einer der erfolgreichsten und meistproduzierten Mittelstreckenbomber der Alliierten. Benannt nach General Billy Mitchell wurden rund 10000 Maschinen der Versionen C,D,G,H und J produziert und als Bomber, Bodenangriffsflugzeug, Aufklärer, U-Bootbekämpfer und VIP-Transporter eingesetzt. Unsterblichen Ruhm erlangte diese Maschine durch den Angriff auf Tokio am 18. April 1942, den sogenannten "Dolittle Raid".

Das Vorbild meines Modells, die B-25 J-11NC "Lazy Daisy Mae" steht heute im Castle Air Museum in Kalifornien. Sie trägt am Seitenleitwerk das Abzeichen der 345th Bomb Group, der "Air Apaches", zu der auch die 501st Bomb Squadron gehörte.

Das Modell: Revell hat hier dankenswerterweise ein altes Schmuckstück von Monogram neu aufgelegt. Die Teile zeigen ihrem Alter entsprechend einiges an Gussgrat und etwas Formversatz und sind leider in einem unsäglichen Apricot-Ton gespritzt, letzteres wahrscheinlich, um dem Anfänger die Bemalung in der Jet Alpine-Fighters-Variante zu erleichtern, die ein beige-grünes Tarnschema trägt. Die recht klaren und dünnen Glasteile liegen in zwei Varianten vor und sind einzeln eingeschweißt. Leider findet sich das Ganze wie immer bei Revell in einem Kleinteile-unfreundlichen Faltkarton, der auf der Seite zu öffnen ist. Wann wird man das endlich mal ändern?

Und natürlich, ja, die Oberflächen sind fein aber erhaben detailliert. Wen das nicht stört (mich zum Beispiel), der erhält einen Bausatz mit wunderbaren Nachbildungen des gesamten Innenraumes einschließlich Bombenschacht und Waffenanlagen. Die vordere Kanoneninstallation und der Rückenturm sind schon kleine Modelle für sich. Auch das Fahrwerk und die Motorennachbildungen sind für den Maßstab und das Alter des Modells mehr als akzeptabel. Die Reifen haben Diamant-Profil-Laufflächen, hier gehen Details verloren, wenn man die Radhälften verschleift. Ich habe sie nachgraviert, wer es einfacher möchte, sollte auf den Zubehörhandel zurückgreifen.

An Decaloptionen werden die bereits erwähnte, von der JAF in der Schweiz geflogene beige-grüne "Russels Raiders", die "My Duchess" der 499th Bomber Squadron auf den Philippinen und die von mir gebaute "Lazy Daisy Mae" der 501st Bomb Squadron auf Neu Guinea, die letzten beiden in Olve Drab über Neutral Grey geboten.

Der Zusammenbau: Ein Problem dieses Bausatzes ist die schlechte Passung der Übergänge zwischen Rumpf und Flügeln sowie zu den Motorgondeln. Hier half auch mein bewährtes Spachtelwachs nicht mehr, zum Teil mussten millimeterbreite Spalten mit Plastik gefüllt werden, so dass beim anschließenden Schleifen doch einiges an Details verloren ging. Bei den Motorgondeln habe ich gepatzt, weil ich es versäumt habe, die Auspuffhutzen aufzubohren- bzw. schleifen, was gar nicht so schwierig gewesen wäre, da die Teile separat angesetzt werden.

Ärgerlich ist, dass laut Bauanleitung das Fahrwerkbein des Bugrades bereits ganz zu Anfang montiert werden soll und dann während des restlichen Baues ständig bruchgefährdet ist. Ich habe mir geholfen, indem ich die große Fahrwerksklappe geöffnet habe und diese erst ganz am Ende, nach Montage des Fahrwerkes wieder geschlossen angeklebt habe. Wenn man den Bauberichten im Internet glauben darf, plagt dieses Problem wohl auch die Accurate Miniatures-B-25-Bausätze. Wenn man schon abkupfert, dann nicht gerade die Fehler des anderen!

Apropos Fahrwerk: Um ein "Tailsitting" zu vermeiden mussten relativ große Mengen Knetmasse und Anglerblei im vorderen Rumpf und den Motorgondeln untergebracht werden. Ich hoffe, die Fahrwerke werden diese Last auf die Dauer ohne Schaden aushalten! Revell weist auf dieses Problem nicht hin sondern schlägt stattdessen vor, das Modell auf die kleine Eintrittsleiter zu stützen. Diese habe ich dann aber lieber als Sitzplatz für die Pilotenfigur verwendet.

Die nicht bei allen Flugzeugen vorhandene Drahtantenne unter dem Bug habe ich aus 0,5 mm Stahldraht und 0,1 mm Angelleine nachgebildet. Die Isolatoren bestehen aus Weißleimtröpfchen. Ebenso im Eigenbau entstand das Staurohr aus Kanüle, Draht und Kunststoff. Wer mag, kann sein Modell mit drei gut gemachten Figuren garnieren, zwei Piloten und einem Angehörigen des Bodenpersonals.

Die Bemalung fand wie immer mit Gunze Sangyo Aequous Colours und Aibrush statt. Die Innenbereiche wurden mit Interior Green von Gunze (H58) bemalt und anschließend mit wasserlöslicher Ölfarbe (Umbra und schwarz) gealtert. Fotogeätzte Sitzgurte sind nicht unbedingt erforderlich, wenn man die aufgravierten sorgfältig bemalt.

Nach dem Abkleben der Scheiben und der MG-Läufe wurde das gesamte Modell mit H53 Neutral-Grey lackiert, um Fehler aufzudecken. Anschließend wurden die weißen Streifen (Weiß H11 mit etwas H53) aufgetragen und nach dem Durchtrocknen abgeklebt. Dann habe ich (Premiere!) das gesamte Modell einem Preshading mit Field Grey H60 unterzogen, auch, um die beim Schleifen verlorengegangenen Blechstöße wenigstens auf diese Weise wieder anzudeuten. Ich bin mit dem Effekt recht zufrieden.

Als nächstes wurde mit Olive Drab H52 die Oberseitentarnung dargestellt. Nach dem Trocknen wurden die Paneelmitten noch mit aufgehelltem Olivgrün (H52 plus etwas Weiß H11) "ausgebleicht". Um das ganze nicht zu krass wirken zu lassen, habe ich zum Schluss alles noch einmal dünn mit H52 übergenebelt. Die wenigen vertiefen Linien wurden mit einem Washing aus wasserlöslicher Ölfarbe Umbra plus schwarz vertieft. Absplitterungen wurden mit einem weichen Silber-Bunstift der Marke Lyra angedeutet. Auspuffspuren entstanden mit MIG-Pigmenten P038 African Earth und P023 Black, die mit Microbrushes aufgetragen wurden. Pigmente kamen auch bei den Reifen zum Zuge, hier habe ich African Earth pur in die Profile eingerieben, um ein wenig den roten Dschungelboden des Stationierungsortes NeuGuniea anzudeuten.

Dann folgte eine dünne Schicht Future, um eine gute Grundlage für die Decals zu erhalten. Sie ließen sich ohne Probleme mittels Micro Set und Sol auftragen, die Indianerhäuptlinge mussten allerdings an den Spalten der Seitenruder vorsichtig durchtrennt werden, um ein realistisches Aussehen zu erreichen. Ganz zum Schluss wurden die Räder mit Gunze Flat Clear H20 pur, der Rest mit Flat Clear plus 1/20 Clear H10 versiegelt.

Fazit: Ich habe für diesen Bau sicher mehr als 30 Stunden gebraucht, aber am Ende steht ein eindrucksvolles Modell, das die Erscheinung dieser großartigen Maschine sehr gut wiedergibt. Was die Passungsprobleme an Nerven kosten, machen die wunderbaren Details und der günstige Preis wett. Modellbauern mit ein wenig Erfahrung ist dieser Kit durchaus zu empfehlen! Wer´s mehr Hightech mag und ein wohlgefülltes Portemonnaie hat, kann sich ja die Bausätze von Accurate Miniatures oder Italeri zulegen. Unbedingt erforderlich ist es, finde ich, nicht!

Literatur

  1. McDowell, E.R.,B-25 Mitchell in action , Squadron-Signal Publications, 1987
  2. Drendel, L., Walk around B-25 Mitchell, Squadron-Signal Publications, 1997
  3. Kinzey, B.: B-25 Mitchell Detail & Scale, Squadron Signal Publications, 1999
  4. Scutts, J.: North American B-25 Mitchell, Crowood Publications, 2001
  5. http://virtualglobetrotting.com/map/30226/

Utz Schißau, Berlin (Oktober 2007)